In diesem Beitrag teile ich einige kurze Geschichten aus meinen eigenen Naturerlebnissen und Erfahrungen sowie meine Faszination für die Natur.
Im Verlauf des Artikels wird jedes Kapitel von einem Kunstwerk begleitet.
Vorspann
In einem idyllischen Dorf im Herzen Bayerns, umgeben von üppigen Wäldern, sanften Bächen und blühenden Wiesen, erlebte ich die unvergesslichsten Jahre meiner Kindheit. Das Herzstück dieses Paradieses war das Holzlehmhaus, das meine Eltern errichtet hatten, gerade als ich meinen fünften Geburtstag feierte.
In diesem gemütlichen Haus kamen meine drei jüngeren Schwestern zur Welt, und es schien, als würde es mit jedem Lachen und jedem Schritt, den wir in seinem Inneren machten, mit Leben erfüllt. Doch die meiste Zeit unserer Kindheit verbrachten wir vor unserer Haustür.
Bei Tagesanbruch verschwanden mein kleiner Bruder und ich aus dem Haus und liefen in die Wälder. Wir durchstreiften geheime Pfade, überquerten sprudelnde Bäche und erkundeten jede Ecke unseres Waldes. Die Welt draußen schien grenzenlos zu sein.
Unter Steinen in den eiskalten Bächen die sich durch Schluchten zogen fanden wir Flusskrebse und übten uns im Fangen wunderschöner Bach- und Regenbogenforellen mit den blossen Händen.
Die Kunst war es, sich genauso an ein Wassertier anzuschleichen, wie an ein Rehkitz oder Hasen. Dein eigener Schatten darf den Fisch nie berühren. Sobald du die Hand unter den Bauch einer Forelle bekommen hast, war die Jagd schon fast vorbei. Das leichte Kitzeln stört das Tier nicht im geringsten. Wasserpflanzen Steine und andere Tiere sammeln sich tagtäglich am Körper der Forelle.
Mit einem schnellen Wurf oder einem festen Griff wurde das Tier an Land gebracht und mit einer Hand voller Kräuter über einem kleinen Lagerfeuer gegrillt.
Wenn die Sonne sich sanft über den Horizont senkte und den Himmel in ein goldenes Farbenspiel tauchte, begaben wir uns auf unseren Heimweg. Unsere Taschen waren gefüllt mit Schätzen, die wir auf den Waldböden entdeckt hatten: glänzende Tierknochen, unterschiedlichste Federn und beeindruckende Geweihe. Diese Fundstücke erzählten Geschichten aus der Natur, von Tieren, die hier leben.
Und so verbrachten wir unsere Kindheitstage, umgeben von der unberührten Schönheit der Natur, getragen von der Freiheit des Dorflebens. Jeder Tag war ein neues Abenteuer, und jedes Abenteuer brachte uns der Natur näher.
Die Wildschweinjagd
Die Sonne schickte noch keine Strahlen über die schweigenden Hügel des tiefsten Schwarzwaldes, als mein Onkel und ich uns auf ein Abenteuer begaben, das unsere jährliche Jagdtradition auf eine ganz neue Ebene heben sollte. Fünf seiner besten Jagdhunde begleiteten uns aus ihren Hütten, bereit, sich dem Wild im Wald zu stellen.
Unsere Mission war klar: Eine Treibjagd, die Adlige aus Baden-Württemberg bei ihrem jährlichen Ritual unterstützen, bei dem Rot- und Schwarzwild vor die Flinte getrieben wurde. Diese Hunde waren perfekt ausgebildet, um diese Aufgabe zu meistern, doch die Natur hatte ihre eigenen Pläne.
Bevor die beiden Alpha-Rüden bereit waren, in das Auto zu springen, wurde ihr Urinstinkt geweckt. Ein bekannter Geruch, eine vertraute Fährte. Ohne zu zögern, stürmten sie in wildem Sprint über das Feld, verfolgten das Dachsmännchen, das sich ihrer Aufmerksamkeit entzogen hatte. Es war ein Rennen gegen die Zeit und die Entschlossenheit der Hunde kannte keine Grenzen.
Der Dachs, ein wahres Kraftpaket der Wälder, wusste sich zu verteidigen. Sein massives Gebiss und ein Muskelstrang, der sich über seinen Rücken spannte, machten ihn zu einem eindrucksvollen Gegner. Die Hunde waren sich bewusst, welch eine Herausforderung vor ihnen lag. Sie wagten es nur kurz, den Dachs anzugehen, bevor sie wieder zurückwichen.
Als wir endlich zu der unerbittlichen Auseinandersetzung gelangten, schien keines der drei Tiere unsere Anwesenheit zu bemerken. Sie waren in einen regelrechten Kampf verstrickt, bei dem es um Leben und Tod ging. Unsere Gedanken waren in einem Dilemma gefangen. Wir wollten den Dachs nicht sinnlos töten, aber gleichzeitig hatten wir zwei unserer besten Hunde für den Jagdausflug verloren.
Die Entscheidung wurde uns abgenommen, als die Hunde jaulend dem flinken Dachs hinterherliefen. Er nutzte den kurzen Moment der Unaufmerksamkeit und verschwand im dichten Unterholz. Wir setzten unsere Reise fort, diesmal mit den verbliebenen drei Hunden.
Mit den ersten Sonnenstrahlen brachen wir in eine faszinierende Welt ein. Das majestätische Tor, bewacht von zwei imposanten Löwenstatuen, öffnete sich vor uns, und wir folgten dem langen, gepflasterten Weg, der uns in den geheimnisvollen Innenhof des alten Jagdanwesens führte.
Unsere Jagdtruppe bestand aus zwanzig Adligen, eine eindrucksvolle Versammlung von Herzögen, Prinzen und sogar Nachkommen der berühmten Kaiserin Sissi. Die Klänge der Trompe de Chasse, des Jagdhorns, leiteten den Beginn unseres Abenteuers ein, als die Jäger in die Wälder verschwanden, um ihre Jagdstände einzunehmen.
Ich war damals noch jung und meine Einstellung zur Jagd war eine andere. Unser motivierter Berufsjäger, gerade in seinen Zwanzigern, begleitete uns und hatte ein ehrgeiziges Ziel - ein Wildschwein mit einer 20 cm langen Klinge zu erlegen. Doch das war keine einfache Aufgabe, denn ein Keiler konnte lebensgefährliche Verletzungen zufügen.
Wir schlichen uns durch das Unterholz. Ich hatte noch nie zuvor ein Wildschwein in freier Wildbahn gesehen. Mein Onkel erzählte mir, dass diese Tiere sich selbst in winzigen Brombeersträuchern verstecken können. In genau diesem Moment sprang ein gewaltiger Keiler aus dem Strauch direkt vor uns hervor, seine Größe und Stärke raubte mir den Atem.
Mit fast 100 Kilo Gewicht und einer Körpergröße, die einem Schwarzbären ähnelte, rannte er davon, begleitet von zehn jaulenden Hunden. Nach einem lauten Schuss dachten wir, das Schauspiel hätte ein Ende gefunden. Doch das Ortungsgerät meines Onkels, ähnlich einem Walkie-Talkie, zeigte an, dass die Punkte, die seine Hunde repräsentierten, plötzlich stillstanden. Die Jagdhunde hatten ein Wild gestellt, und wir wussten, es war genau dieser unberechenbarer Keiler.
Als wir den Ort des Geschehens erreichten, kam der erste Hund jaulend auf uns zu. Die Hunde umkreisten den wütenden Keiler, der jeden angreifenden Hund attackierte. Es war ein gefährliches Ringen zwischen Tier und Hunden. Die Hunde sollten das Wild nicht töten, sondern nur ablenken, bis der Jäger eingreifen konnte.
Ein Gewehr konnten wir hier nicht einsetzen, um die Hunde nicht zu gefährden. Wir sahen, dass der Schuss den Keiler nicht tödlich verletzt hatte, und er wurde noch aggressiver vor Schmerzen. Die Hunde drängten ihn immer weiter vorwärts, und der Keiler führte ein gefährliches Spiel.
Schließlich kam der junge Jäger, voller Adrenalin, hinzu. Er versuchte sein Glück gegen den Keiler, der ihn ohne Unterscheidung von Hund oder Mensch angriff. Ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel zwischen Mensch und Tier entfaltete sich zwischen den Bäumen, auf rutschigem Boden.
In einem erschreckenden Moment stolperte der Jäger und fiel rückwärts in den Schlamm, während der Keiler darauf aus war, ihn aufzuschlitzen. Doch der Jäger kämpfte mit all seiner Kraft und schaffte es, das Tier vorübergehend zu stoppen.
Mein Onkel kam laut rufend zur Hilfe, und der Keiler nutzte die Ablenkung, um im Unterholz zu verschwinden, gefolgt von den Hunden. Diesmal kam der Keiler nicht weit und wurde gestellt. Der junge Jäger nutzte die Gelegenheit, stieg auf das riesige Wildschwein und erledigte es mit einem geschickten Messerstich.
Am Abend schmückten wir den Innenhof des Anwesens mit Tannenästen und legten die erlegte Beute aus - Rehe, Böcke und Wildschweine. In der Mitte lag der imposante Keiler.
Wir verbrachten den Abend im Festsaal.
Respekt vor allen Tieren und die Anerkennung waren wichtige Aspekte dieses eindrucksvollen Erlebnisses.
Wir kehrten spät in der Nacht nach Hause zurück, während die beiden abgehauenen Hunde bereits am Eingang warteten, freudig mit wedelnden Schwänzen.
Respekt vor allen Tieren zu haben ist die wichtigste Eigenschaft im Einklang mit der Natur.
Die Römerwanderung
„Der Geruch nach Rauch erfüllt die Luft. In der Glut des offenen Feuers liegt ein Römertopf, der mit selbstgemachtem Brotteig gefüllt ist. Schüler in roten Tuniken laufen geschäftig durch das Lager. Sie machen sich bereit zum Aufbruch. Ausgestattet mit Kettenhemd, Rüstung, Helm, Schwert, Schild und Dolch marschieren sie in Zweierreihen auf.“
-schrieb der Merkur
Der Anruf eines alten Freundes war wie eine Einladung zu einem Abenteuer, das wir uns nicht entgehen lassen konnten. Seine Erzählung von einer Parallelklasse, die eine Woche lang als Römer verkleidet von Huglfing nach Innsbruck in Österreich wandern würde, fesselte mich sofort. Er hatte sich entschieden, den Kurs abzusagen und stattdessen mit mir, ohne die notwendigen Römerkostüme, nur mit einer Handvoll ausgewählter Sachen die Truppe zu beschatten.
Unser Plan war es, den Marsch der Gruppe von etwa einem Dutzend Schülern und Lehrern zu begleiten, ohne dabei von ihnen gesehen zu werden. Wir kannten ihre Abreisezeiten und schlossen uns an, jedoch nicht auf den offiziellen Wegen. Wir wählten die längeren und herausfordernderen Pfade, doch wir hatten einen entscheidenden Vorteil - die Kettenhemden und Rüstungen der anderen fehlten uns, was uns Geschwindigkeit verlieh.
Auf diese Weise konnten wir teilweise Kilometer vor der Gruppe laufen und im Unterholz auf ihre Vorbeiziehung warten. Unsere eigene Herausforderung bestand darin, uns so nahe wie möglich an die Menschen heranzuschleichen, ohne von ihnen entdeckt zu werden. Wir verbargen uns in den Büschen am Wegesrand und konnten die Römergruppe schon Meilen entfernt hören, bevor wir sie sahen.
Wenn sie uns passierten, verschwanden wir wieder in den Wäldern und setzten unseren heimlichen Marsch fort. Unsere Nachtlager richteten wir in der Nähe ihrer Schlafplätze ein - sei es in einem gesperrten Zugtunnel, an einem verlassenen Bahnhof, auf einer kleinen mit Moos und Farn bedeckten Lichtung oder im dichten Unterholz.
Eine besondere Nacht war die, in der die Schülerinnen und Schüler in einem kleinen Dorf kurz vor Österreich in einer Souterrain-Turnhalle übernachteten. Es war ihre Aufgabe, abwechselnd Nachtwache zu halten und auf Rüstungen, Waffen und Essen zu achten. Doch das war unsere Gelegenheit, ihnen zu zeigen, dass wir präsent waren.
Wir beobachteten stundenlang das Geschehen, als einige von ihnen nach dem gemeinsamen Abendessen am Lagerfeuer Geschichten erzählten. Wir schlichen uns nach und nach auf den Basketballplatz, wo sie ihre gesamten Schilder, Schwerter und Speere deponiert hatten. Leise und unbemerkt nahmen wir jeweils einen Gegenstand und hängten ihn an den etwa fünf Meter hohen Zaun, der den Sportplatz umgab. Bis zum Morgengrauen waren alle Waffen und Schilder auf etwa 2-3 Meter Höhe am Zaun befestigt.
Es war ein Vergnügen für uns, die Gesichter der Schüler und Lehrer am Morgen zu beobachten, als sie verschlafen aus ihren Schlafsäcken krochen und die Schilder am Zaun hängen sahen. Offenbar hatte die Nachtwache ihre Aufgabe nicht perfekt gemeistert, und sie hinterließen das Camp mit vielen Fragezeichen.
Wir hörten, dass die 10. Klasse ihre letzte Nacht auf einem Campingplatz verbringen würde. Also machten wir uns auf die Suche nach diesem Campingplatz, der am Rand eines Berges lag, und schlichen uns von der Rückseite über den Zaun hinein.
Wir hatten noch etwa drei Stunden Zeit, bis die Römergruppe eintreffen würde, also erkundeten wir den gesamten Campingplatz und merkten uns die wichtigsten Details. Wir konnten erahnen, wo die Gruppe ihre Zelte aufschlagen würde. Einer von uns beiden wartete am Eingang, um zu beobachten, wann sie eintreffen würden, während der andere sich in den Büschen am dafür vorgesehenen Platz versteckte. Durch natürliche Pfiffe kommunizierten wir, um uns gegenseitig zu warnen, falls etwas Verdächtiges geschah.
Als die Römergruppe schließlich am frühen Abend ankam, waren sie bereits erschöpft von ihrer langen Wanderung. Während sie ihre Zelte aufbauten und sich auf das bevorstehende Abendessen vorbereiteten, waren wir bereits in Position, um unsere nächste Überraschung vorzubereiten...
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